Die Daimler AG ist weit mehr als ein herkömmlicher Pkw-Hersteller. Mit den Militärversionen seiner Lkws ist der Mercedes-Hersteller auch im Rüstungsbereich aktiv und exportiert in zahlreiche Länder. Seine Militär-Versionen verkauft Daimler auch nach Ägypten, Algerien, Angola, Irak, Kuwait, Libyen, Marokko, Pakistan, Saudi-Arabien, Syrien, Tunesien, Türkei und die Vereinigten Arabischen Emirate.
Die Militärfahrzeuge zeichnen sich aus durch Allradantrieb, Einzelbereifung, höchste Geländegängigkeit, ballistischen Schutz, Minen- und Sprengfallen-schutz, Luft- und Bahnverladefähigkeit, Dachluke, Reifendruckregelanlage. Diese Fahrzeuge werden weder auf der Daimler- noch auf der Mercedes-Benz-Seite dargestellt. Man muss schon wissen, dass sie unter der englischen Bezeichnung "Mercedes-Benz Military Vehicles" in einem besonderen (englischen) Internetauftritt präsentiert werden: www.mb-military-vehicles.com/de/home.html
Die Militär-Lkw und die Militär-Unimogs werden im Werk Wörth (in der Pfalz unweit von Karlsruhe) gefertigt.
Im krassen Gegensatz zu den ethischen Grundsätzen des Konzerns lieferte Daimler 2009 und 2010 an das libysche Regime unter Präsident Gaddafi 25 Militärtrucks vom Typ Actros (Wert: 7,5 Millionen Euro). Die libysche Armee benutzte im März 2011 den Daimler-Actros als Panzertransporter für ihren Vormarsch gegen die Aufständischen in Richtung Bengasi.
Daimler schreckt auch nicht davor zurück diktatorische Regime zu versorgen: Alleine im Jahr 2010 lieferte der Konzern 143 Militärfahrzeugteile an Ägypten, drei Militärlaster an Saudi Arabien und 58 Militär-LKW an Algerien.
Daimler hat sich in den letzten Jahren zahlreiche Beteiligungen und Rüstungsunternehmen verkauft, nicht zuletzt aufgrund des Drucks von Gruppen der Friedensbewegung und der Zivilgesellschaft.
Die "Kritischen AktionärInnen Daimler" (KAD) engagieren sich unter dem Motto „Entrüstet Daimler" seit 1990 für die Umstellung der militärischen auf eine sinnvolle zivile Produktion (Rüstungskonversion). Sie prangern die Rüstungsproduktion und die Waffenexporte des Autokonzerns ebenso an wie auch mangelndes Engagement im Umweltschutz oder andere üble Geschäftspraktiken. Sie veröffentlichen entsprechende Analysen und schlagen Alternativen vor.
Wie schon 2020 fand auch die Hauptversammlung der Daimler AG im Jahr 2021 coronabedingt im virtuellen Rahmen statt. Das hielt die Kritischen Aktionäre nicht davon ab, mehrere Anträge und zahlreiche Fragen an den Vorstand zu stellen. Außerdem protestierte ein Aktionsbündnis, bestehend aus den Kritischen Aktionären, Ohne Rüstung Leben, Attac und der Bürgerbewegung Finanzwende, am selben Tag sowohl vor dem „Mercedes-Benz Global Training Center“ in Stuttgart-Vaihingen als auch vor der Daimler-Niederlassung am Potsdamer Platz in Berlin.
Die Kritiker wiesen unter anderem darauf hin, dass die Daimler AG trotz der empfangenen Staatshilfen aufgrund der Coronapandemie die Dividenden erhöht habe, dass der Konzern immer noch eine vollständige Aufarbeitung des Dieselabgasskandals ablehne und die Mobilitätswende nicht nur verschlafen habe, sondern auch behindere. Außerdem kritisierten sie die fehlende Transparenz bei den Exporten von Militärfahrzeugen:
„Der Militärfahrzeug-Export darf nicht einfach so unter den Teppich gekehrt werden! Der Konzern muss wieder eine kritische Bewertung der Exportpraxis von Daimler-Militärfahrzeugen ermöglichen und sicherstellen, dass Militärfahrzeug-Exporte an kriegführende und menschenrechtsverletzende Staaten umgehend gestoppt werden“, erklärte Aufschrei-Sprecherin Charlotte Kehne von Ohne Rüstung Leben. Auf Anfrage von Ohne Rüstung Leben und des Dachverbands habe der Konzern in den vergangenen Jahren stets Empfängerländer aufgelistet. Daraus habe sich ergeben, dass Daimler-Militärfahrzeuge immer wieder auch in Länder geliefert wurden, die in Kriege involviert seien, in Krisenregionen liegen und in denen Menschenrechte mit Füßen getreten werden. Im Jahr 2020 hieß es jedoch: „Zu den einzelnen Empfängern … nehmen wir grundsätzlich keine Stellung.“
In einem ihrer Gegenanträge forderten die Kritischen Aktionäre daher, dass der Aufsichtsrat darauf hinwirkt, dass eine kritische Bewertung der Exportpraxis von Daimler-Militärfahrzeugen seitens des Konzerns wieder ermöglicht wird, und sicherstellt, dass Militärfahrzeug-Exporte an kriegführende und menschenrechtsverletzende Staaten umgehend gestoppt werden.
Die Hauptversammlung der Daimler AG fand im Jahr 2020 am 8. Juli statt, coronabedingt allerdings nur virtuell. Vor dem Mercedes-Benz Global Training Center in Stuttgart-Vaihingen protestierte währenddessen ein Aktionsbündnis, dem neben Attac, der BUNDjugend Baden-Württemberg und dem Dachverband Kritische Aktionäre auch Ohne Rüstung Leben und urgewald angehörten. Das Bündnis verlangte von der Daimler AG, endlich Konsequenzen aus dem Abgasskandal zu ziehen, Fahrzeuge zu produzieren, die einer Verkehrswende nicht im Wege stehen und auf den Export von Militärfahrzeugen zu verzichten.
Aufschrei-Sprecherin Charlotte Kehne von Ohne Rüstung Leben wies dabei darauf hin, dass Daimler den Export von Militärfahrzeugen in seinem diesjährigen Geschäftsbericht zwar abermals unerwähnt gelassen habe, doch hätten die Fragen des Dachverbands der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre auf der letzten Hauptversammlung ergeben, dass allein im Geschäftsjahr 2018 5.467 militärische Fahrzeuge in 26 Länder exportiert worden sind. Unter diesen Empfängerländern seien elf Staaten gewesen, die das Bonn International Center for Conversion (BICC) als „critical“ im Hinblick auf das EU-Kriterium „Achtung der Menschenrechte und des humanitären Völkerrechts durch das Endbestimmungsland“ einstuft, darunter beispielsweise Saudi-Arabien, Pakistan, die Vereinigten Arabischen Emirate und die Türkei.
Exporte von Daimler-Militärfahrzeugen an kriegführende und menschenrechtsverletzende Staaten müssten umgehend gestoppt werden – insbesondere angesichts der Berichte, nach denen Mercedes-Militärfahrzeuge von der Türkei aus nach Libyen gelangten, wo seit 2011 ein UN-Waffenembargo gilt, fordert Kehne. „Der Konzern betonte, dass man sich an alle Gesetze halte. Doch Legalität bedeutet nicht automatisch ethische Legitimität!“, erklärte Kehne und sie forderte: „Wer Militärfahrzeuge exportiert, muss auch für deren Endverbleib Verantwortung übernehmen. Daimler muss Konsequenzen aus den Berichten ziehen und Exporte von Militärfahrzeugen stoppen!“
Das Aktionsbündnis hatte zur Daimler-Hauptversammlung drei Gegenanträge eingereicht. Außerdem stellte es dem Daimler-Vorstand 46 Fragen zu den Komplexen Abgasskandal und Klimaschutz, Lobbying, Staatshilfe und Dividende, Export von Militärfahrzeugen und Einhaltung menschenrechtlicher Sorgfaltspflichten.
Gegenanträge und Fragen
Weitere Informationen:
Bei der diesjährigen Daimler-Hauptversammlung am 22. Mai in Berlin kritisierte der Dachverband der Kritischen Aktionäre neben dem mangelnden Aufklärungswillen der Daimler AG beim Dieselskandal auch deren Rüstungsexporte in Kriegs- und Krisengebiete.
So gehöre zum Beispiel auch das Unimog-Chassis von Daimler zu den im Jemen-Krieg identifizierten Rüstungsgütern. Das Chassis werde vom französischen Rüstungsunternehmen Nexter genutzt, welches auf ihm seine Haubitze Caesar installiere.
Der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre forderte deshalb, Vorstand und Aufsichtsrat des Unternehmens bei der nicht zu entlasten.
Gegenanträge und Reden
Weitere Informationen:
Die diesjährige Daimler-Hauptversammlung fand am 8. Juli statt, coronabedingt aber nur virtuell. Vor dem Mercedes-Benz Global Training Center in Stuttgart protestierte währenddessen ein Aktionsbündnis unter anderem gegen den Export von Militärfahrzeugen.
Wie neueste Recherchen von Report München und des „Stern“ ergeben haben, wird das seit 2011 geltende UN-Waffenembargo gegen Libyen massiv von der Türkei und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) gebrochen – auch mit deutschen Rüstungsgütern.
Nach einem Bericht der taz besitzt die Armee von Aserbaidschan Militär-LKWs von Mercedes-Benz – und das obwohl gegen das Land seit 30 Jahren ein Waffenembargo der OSZE gilt.