Plakataktion in Berlin

Mit Rüstungsexporten in Krisenregionen verändert Deutschland das Gesicht dieser Welt – zum Beispiel in Syrien und im Jemen. Dort kommen Waffen und Rüstungsgüter zum Einsatz, an deren Herstellung deutsche Unternehmen beteiligt waren.
                                                                        

Unsere künstlerische Motivserie »Made in Germany« macht deutlich, wie deutsche Rüstungsexporte in Krisenregionen Unterdrückung, Krieg und Gewalt ermöglichen. Sie war auf Postkarten sowie im Juni 2019 auch auf Plakatwänden in Berlin zu sehen. Hier erfahren Sie mehr über die Hintergründe.

Aden | Made in Germany

Die Halbmillionenstadt Aden - damals von Huthi-Rebellen besetzt - wurde zu Beginn der Militärintervention im Jemen über mehrere Monate aus der Luft angegriffen. Im Juli 2015 eroberten Truppen unter der Führung von Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) die Hafenstadt zurück. Dabei wurden sie von lokalen Milizen unterstützt.

Bis heute flammen in Aden immer wieder Kämpfe auf - mittlerweile auch zwischen Verbündeten der Kriegskoalition. Südjemenitische Separatisten treffen dabei auf regierungstreue Truppen, was auch zu Spannungen zwischen Saudi-Arabien und den VAE führte.

Diese Waffen aus (teilweise) deutscher Herstellung wurden in Aden eingesetzt:

  • Von 2015 bis 2018 hat Deutschland Rüstungsexporte im Wert von mehr als 2 Milliarden Euro an Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) genehmigt. Die genehmigten Rüstungslieferungen an die gesamte Jemen-Kriegskoalition waren mehr als 5 Milliarden Euro wert.
  • Bei der "Schlacht um Aden" im Jahr 2015 setzten die VAE unter anderem französische Leclerc-Panzer mit deutschen MTU-883 Dieselmotoren und einem Getriebe der Augsburger Firma Renk ein. Im gleichen Jahr wurden Fahrzeuge mit Fewas-Waffenstationen des deutschen Unternehmens Dynamit Nobel Defence (DND) identifiziert.
  • Während die Kämpfe in und um Aden tobten, warf Saudi-Arabien G3-Sturmgewehre über dem Kriegsgebiet ab, um die jemenitische Armee und lokale Milizen zu unterstützen.
  • Bodentruppen der Kriegskoalition, darunter Söldner aus dem Sudan, wurden unter anderem vom Hafen Assab in Eritrea über den Golf von Aden gebracht. In Assab sind immer wieder auch in Deutschland gebaute Kriegsschiffe der VAE identifiziert worden.

Afrin | Made in Germany

Im Januar 2018 startete die Türkei eine Offensive gegen kurdische Gebiete in Nordsyrien, insbesondere um die Stadt Afrin. Der Rote Halbmond berichtete von Hunderttausenden, die auf der Flucht waren: "In den letzten drei Tagen hat man mit Kampfjets die Zivilbevölkerung bombardiert. Man hat sie beschossen. Man hat Wohnblöcke, Wohnviertel bombardiert."

Im März 2018 wurde Afrin von türkischen Truppen mit Panzern und Artillerie eingenommen und steht seitdem unter der Kontrolle der Besatzer. Fast die Hälfte der überwiegend kurdischen Bevölkerung ist geflohen.

    Diese Waffen aus (teilweise) deutscher Herstellung wurden in Afrin eingesetzt:

    • Bei den Militäreinsätzen im Norden Syriens kamen nachweislich Leopard 2A4-Panzer von Krauss-Maffei Wegmann zum Einsatz, die seit 2005 aus Deutschland exportiert wurden - ohne dass es Vereinbarungen über Einsatzbeschränkungen gegeben hätte. Die Türkei verfügt heute über mehr Kampfpanzer aus deutscher Produktion als Deutschland selbst.
    • Mehrere Bilder zeigen, wie türkische Kampfpanzer auf Transportfahrzeugen des Militärs an die nordsyrische Grenze gefahren werden. Darunter sind auch Transporter, auf denen deutlich der Mercedes-Stern zu erkennen ist.
    • Beim Angriff auf Afrin waren türkische Soldaten mit dem Sturmgewehr HK 33 ausgestattet. Diese 5,56 mm-Version des G3-Gewehrs von "Heckler & Koch" wird in der Türkei unter Lizenz produziert. Die zugehörige Munitions-Fabrikationsanlage wurde von einer deutschen Firma geliefert und ging 2003 in Betrieb.
    • Während der Einsätze in Syrien nutzte die türkische Armee außerdem Panzerhaubitzen und Panzer mit Motoren des deutschen Herstellers MTU.

    Saada | Made in Germany

    Im Gouvernement Saada (auch: Sa'da), im Nordwesten des Jemen, leben vor allem Schiiten. Von hier aus versuchten die Huthi-Rebellen, ihre Machtansprüche im Jemen durchzusetzen. Daher leidet die Bevölkerung der Region an der Grenze zu Saudi-Arabien besonders stark unter dem Krieg der Militärkoalition gegen die Huthi.

    Allein im Gouvernement Saada fanden seit 2015 unvorstellbare 4.500 Luftangriffe mit zahlreichen Todesopfern statt. Mehr als ein Drittel der Angriffe traf nachweislich zivile Ziele wie Krankenhäuser, Schulen, Busse, Versorgungsanlagen und Landwirtschaftsbetriebe.

      Diese Waffen aus (teilweise) deutscher Herstellung wurden in Saada eingesetzt:

      • Für die Luftangriffe stehen Saudi-Arabien schätzungsweise 100 Kampfflugzeuge der Typen Tornado und Eurofighter zur Verfügung, die zu rund 30 Prozent aus deutschen Teilen bestehen.
      • Im Mai 2015 konnte Human Rights Watch zeigen, dass die Stadt Saada mit Bomben des Typs MK83 angegriffen wurde. Zumindest die Hüllen dieser Bomben wurden nachweislich von der RWM Italia S.p.A. gefertigt, einer italienischen Tochterfirma des deutschen Rheinmetall-Konzerns.
      • Das Gouvernement Saada war zudem Ziel intensiven Artilleriebeschusses aus Saudi-Arabien, unter anderem mit CAESAR-Haubitzen des Kalibers 155 mm, deren Trägerfahrzeuge von Daimler stammen.

      Der Jemenkrieg

      Seit Anfang 2015 kämpft eine von Saudi-Arabien angeführte Kriegskoalition im Jemen gegen schiitische Huthi-Rebellen, die dem Iran nahe stehen. Das Ziel der Kriegskoalition: Die Machtansprüche der Huthi einzudämmen und den jemenitischen Präsidenten Hadi zu unterstützen. Neben Saudi-Arabien sind aktuell die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), Ägypten, Bahrain, Kuwait, Jordanien, der Sudan und der Senegal Teil dieser Koalition. Katar (bis Juni 2017) und Marokko (bis April 2018) waren in den ersten Jahren des Krieges beteiligt. Die Vereinten Nationen sprechen von einer der schlimmsten humanitären Katastrophen der Welt. Die Bevölkerung im Jemen leidet unter den Folgen der Kämpfe und einer durch die Kriegskoalition verhängten Seeblockade. 24 Millionen Menschen benötigen dringend humanitäre Hilfe, 14 Millionen sind akut von Hunger bedroht. Im Zuge der Kampfhandlungen sollen allein zwischen Januar 2016 und Oktober 2018 mehr als 56.000 Menschen getötet worden sein. Allen Konfliktparteien werden Kriegsverbrechen vorgeworfen.

      Alle wichtigen Informationen zu unserer künstlerischen Motivserie "Made in Germany" auf einen Blick zum Herunterladen:

      Kampagne „Made in Germany“ im ADC-Wettbewerb ausgezeichnet

      Rund ein Jahr nachdem die aufsehenerregenden Plakate in Berlin hingen, ist die Kampagne „Made in Germany“ der „Aktion Aufschrei – Stoppt den Waffenhandel!“ gleich zweimal beim deutschen Wettbewerb des „Art Directors Club“ gewürdigt worden. Die hochkarätig besetzte Jury verlieh der Arbeit sowohl in der Kategorie „Print“ als auch in der Kategorie „Out of Home“ (Außenwerbung) einen bronzenen Nagel. Damit werden außerordentlich kreative Arbeiten der jeweiligen Kategorie ausgezeichnet. mehr